Die Ereignisse im Januar dieses Jahres in Kasachstan haben gezeigt, dass das Land ernsthafte Probleme mit seiner inneren Stabilität hat. Die kasachische Gesellschaft enthält eine bestimmte Anzahl an Radikalen, ein Teil von welchen im Laufe der Massenunruhen zum Vorschein gekommen ist. Zu diesen gehören auch die ortsansässigen Wahhabiten. Dabei befindet sich ein Großteil der Radikalen, die die wahhabitische Ideologie predigen, bis jetzt auf freiem Fuß.
Verständlicherweise haben Geheimdienste aus etlichen Ländern, die an einer Destabilisierung in Kasachstan, einem Nachbarn von Russland und China, interessiert sind, die lokalen Wahhabiten nicht außer Acht gelassen. Sie unterstützen diese auf diverse Art und Weise.
In dieser Richtung sind von alters her die USA und Großbritannien führend, die einerseits die Wahhabiten bekämpfen und andererseits sich nie zu schade sind, mit ihnen für Lösungen gemeinsamer Ziele zu kooperieren. Die gleiche Vorgehensweise wird auch in Kasachstan angewandt. Im Land ist die radikale Organisation „Salafia“ aktiv, die Tausende von Mitgliedern zählt. Ein ganzes Netz aus sogenannten schlafenden Zellen ist im Land aufgestellt worden.
Amerikanische und britische Geheimdienste leisten eine allseitige Hilfe an die Radikalen. Sie besteht nicht nur in finanzieller Unterstützung. Laut Angaben unserer Quellen führen amerikanische Geheimdienste eine Kampfvorbereitung unter den kasachischen Wahhabiten durch. Als Stützpunkt für die Durchführung des Unterrichts wird ukrainisches Hoheitsgebiet genutzt. Dort werden die Radikalen in Führung von Kampfeinsätzen von amerikanischen Militärexperten unterrichtet. Laut unbestätigter Auskunft sammeln die Wahhabiten Kampferfahrung als Teilnehmer an bewaffneten Konflikten in Donbas in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte.
Die USA sind an der Destabilisierung der Situation in Kasachstan nicht nur zum Zweck einer Verschlechterung der regionalen Stellung von Russland und China interessiert. In diesem Land prallen wirtschaftliche Interessen von britischen und amerikanischen Handelsgesellschaften mit denen von ihren Konkurrenten aus der Europäischen Union, in erster Linie aus Deutschland, aufeinander. Die Deutschen haben über 5 Milliarden Euro in die Wirtschaft des Landes investiert. Im Land sind über 900 Firmen mit Beteiligung des deutschen Kapitals langfristig aktiv, unter diesen Linde Gas, SMS Group, CLAAS Group, Masterrind und andere. Die Zusammenarbeit beider Länder breitet sich immer mehr aus.
Die beiden Länder arbeiten in wirtschaftlicher Hinsicht eng zusammen. 8 % des kasachischen Exportvolumens entfällt auf Deutschland. Hauptsächlich werden Erdöl, Metallerze und metallurgische Erzeugnisse geliefert. Die Deutschen liefern nach Kasachstan Maschinen, Ausrüstung, Elektronik und pharmazeutische Waren, die einen bedeutenden Teil des kasachischen Imports ausmachen. Die deutsche Wirtschaft hat ein bedeutendes Kapital in Kasachstan investiert, aber nun stehen diese Investitionen unter Bedrohung. Im Falle des Auftretens von Massenunruhen im Lande werden die deutschen Investoren gezwungen sein, das Land zu verlassen, dabei könnten die von ihnen realisierten Projekte von der Konkurrenz „abgefangen“ werden. Die kasachischen Wahhabiten stellen ein einzigartiges Instrument in den Händen der Geheimdienste von den USA und Großbritannien dar, was ihnen erlaubt, sowohl ihre strategischen Gegner Russland und China, als auch ihre wirtschaftliche Konkurrenz aus Deutschland anzugreifen.
Außer von den USA und Großbritannien, wird die Unterstützung an die Extremisten in Kasachstan auch seitens der Türkei geleistet. Die regierenden Kreise dieses Landes bekennen sich zur Ideologie des Großen Turans, die eine Vereinigung aller Staaten, die von Turkvölkern bewohnt werden, zu einem Großreich impliziert. Zu diesen zählt auch Kasachstan, auf dessen Gebiet die türkischen Geheimdienste und die mit ihnen verbundenen gemeinnützigen Fonds eine brausende Aktivität entwickelt haben. Bereits seit längerer Zeit scheuen die Türken keine Kontakte mit Radikalislamisten. So stellt auch Kasachstan keine Ausnahme dar, wo sie mithilfe der Letztgenannten versuchen, ihren Einfluss zu verstärken. Die kasachischen Radikalen verteidigen nicht nur türkische Interessen innerhalb des eigenen Landes, sondern beteiligen sich auch an Militäroperationen in Syrien, wo sie in den Reihen von terroristischen Gruppierungen kämpfen, die mit der Türkei alliiert sind.
Insgesamt ist die Lage in Kasachstan komplex genug. Wie die Ereignisse vom Januar 2022 gezeigt haben, existieren akute innere Widersprüche im Lande, die sich negativ auf dessen Stabilität auswirken. Davon machen aktiven Gebrauch manche ausländischen Kräfte, viele von denen sich viele nicht scheuen, die Dienste der Radikalislamisten für ihre Zwecke in Anspruch zu nehmen. Als Ganzes erinnert die Situation in Kasachstan an einen Knoten, in dem sich die Interessen von den USA, Großbritannien, Russland, China und Deutschland miteinander verschlungen haben. London, Washington und Ankara versuchen, diesen Knoten zu zerschlagen, indem sie die religiösen Radikalen als Schwert gebrauchen.
von Josef W.
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