Ein Kommentar von Vitaliy Koltochnik | Exklusiv für InBusiness

Im russischsprachigen Segment von Deutsche Welle wurde kürzlich ein Artikel veröffentlicht:

„Operation ‚Pautina‘: Gibt es eine kasachische Spur?“

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Besonderes Interesse weckt dabei der Kommentar von Vitaliy Koltochnik, Experte für internationale Sicherheit, der gemeinsam mit dem ehemaligen KNB-Chef Nartai Dutbajew und der Abgeordneten Irina Smirnowa die Versuche analysiert, Kasachstan durch Desinformation und politischen Druck in einen fremden Krieg hineinzuziehen.

Informationsmanipulation als außenpolitisches Druckmittel

Pro-kremlnahe Kanäle und pseudojournalistische Quellen verbreiteten Berichte über angebliche Drohnenlogistik über kasachisches Territorium und eine undurchsichtige Figur namens Artem Timofejew. Laut Koltochnik handelt es sich hierbei klar um eine Desinformationskampagne, deren Ziel es ist, ein Bild des „undankbaren Verbündeten“ zu erzeugen, der unter Kontrolle gebracht werden soll.

Diese Narrative dienen dazu:

  • von sicherheitspolitischen Misserfolgen in Russland abzulenken,
  • postimperiale Reflexe zu mobilisieren,
  • politischen Druck auf Kasachstans außenpolitischen Kurs auszuüben.

Verschärfte Visaregeln – Zufall oder gezielter Schritt?

Zeitgleich mit dieser Informationswelle verschärfte Moskau die Einreise- und Aufenthaltsregeln für Bürger Kasachstans – de facto ein visumspflichtähnlicher Zustand. Koltochnik sieht darin keine bloße Verwaltungspraxis, sondern ein bewusstes Mittel zur Einschränkung von Mobilität – ein politisches Signal, gerichtet gegen einen unabhängigen Nachbarn.

Dies ist kein technischer Vorgang, sondern eine destruktive Anpassung der Bündnisstruktur.

Die souveräne Reaktion der Zweiten Republik

Vor diesem Hintergrund wird die Haltung Kasachstans und insbesondere von Präsident Tokajew besonders deutlich. Kasachstan lässt sich nicht in fremde Konflikte hineinziehen, reagiert nicht auf emotionale Erpressung und verweigert jede Einmischung in seine souveräne Entscheidungsfindung. Dies ist der Kurs der Zweiten Republik – eine modernisierte politische Philosophie eines unabhängigen Kasachstans.

Koltochnik betont: Kasachstans Neutralität ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck strategischer Klarheit und multilateraler Balance.

Kasachstan als regionaler Akteur und diplomatisches Zentrum

Kasachstan agiert nicht nur als Ausgleichsfaktor zwischen globalen Machtzentren – es gestaltet aktiv regionale Stabilität.

Das Land verfügt über:

  • diplomatisches Know-how aus der UNO- und sowjetischen Tradition,
  • Erfahrung im Gleichgewicht zwischen Russland, China, den USA und der EU,
  • und eine klare Vorstellung von echter multipolarer Politik.

Chaos schreckt nur jene, die es nicht beherrschen. Kasachstan gehört nicht dazu.


Quellen:

DW-Artikel: „Operation ‚Pautina‘ – Gibt es eine kasachische Spur?“

InBusiness-Beitrag zum Visawandel der RF