„Mir scheint, dass ich nicht genug für unseren Sieg tue. Ich fühle mich in dieser Zeit für das Land nicht nützlich genug, obwohl ich versuche, etwas zu tun.“
Das sagt die ukrainische Tennisspielerin Marta Kostyuk (20). Ihr Worte spiegeln das Dilemma wider, in dem sie sich befindet. Während sie um die Welt reist und Tennis spielt, leiden die Menschen in ihrer Heimat seit 24. Februar 2022 unter dem Krieg. „Wir haben eine ganze Nation in unserem Staat. Wenn du das erkennst, gefriert das Blut in deinen Adern“, sagt sie.
Vor einer Woche gewann Kostyuk ihr erstes Turnier auf der WTA-Tour. Im Finale von Austin (USA) besiegte sie ihre russischen Gegnerin Varvara Gracheva (22).
Danach verweigerte Kostyuk der Russin den Handschlag, lehnte ein Foto mit ihr ab und würdigte sie in der Siegesrede keines Wortes.
In einem Interview des ukrainischen Verbandes begründete die Nummer 40 der Welt ihre Haltung: „Varvara hat weder mir persönlich gegenüber, noch öffentlich die russische Invasion in der Ukraine oder die Handlungen der Behörden ihres Landes verurteilt. Für mich ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass sie in ihrer Seele den Krieg unterstützt.“
Im Umgang mit ihren russischen und weißrussischen Gegnerinnen geht Kostyuk keine Kompromisse ein. „Ich sage nicht mal ‚Hallo‘ zu ihnen.“
Geht es nach Kostyuk, sollten andere Spieler ihrem Vorbild folgen. „Ich war verärgert über die Reaktion der Tennis-Welt. Schauen Sie, was Nadal und Djokovic gesagt haben. Wie können wir Unterstützung von der Tour bekommen, wenn die besten Spieler so reden?“
Hintergrund: Die Superstars Rafael Nadal (36) und Novak Djokovic (35) befürworteten einen Start von Russen und Weißrussen auf der Tour.
Auch weit weg von der Ukraine wird sie immer wieder mit dem Krieg konfrontiert. Als Russland die Ukraine angriff, waren ihre Mutter Talyna und ihre jüngere Schwester Zoryana noch in Kiew. Mittlerweile wohnen auch sie in Monaco, wo Kostyuk ihren Lebensmittelpunkt hat. Sie erzählt: „Wenn ein Flugzeug über uns hinwegfliegt, haben sie immer noch Angst.“