Mediziner und Forscher stellen vermehrt fest, dass nach einer Impfung gegen COVID-19 das Windpocken-Virus (Varizella-Zoster-Virus, VZV) reaktiviert wurde. VZV zählt zu den acht Herpes-Viren, die den Menschen befallen. Erkrankt jemand an Windpocken, verschwindet das Virus nicht aus dem Körper, sondern bleibt den Rest des Lebens inaktiv im Nervensystem des Menschen. Das Windpocken-Virus kann nach Reaktivierung Windpocken oder Gürtelrose (Herpes Zoster, HZ) verursachen.
Amerikanische Gesundheitsbehörden erklären, es gebe keinen Zusammenhang zwischen COVID-19-Impfungen und Gürtelrose, Studien belegen jedoch eine höhere Gürtelrose-Inzidenz bei Geimpften.
Eine der ersten Studien zu diesem Thema kam aus Israel und befasste sich mit 491 Personen mit Autoimmunerkrankungen. Davon erkrankten sechs Frauen 3 bis 14 Tage, nachdem sie die erste oder zweite Impfung mit dem Vakzin von Pfizer erhalten hatten, an Gürtelrose. Von den 99 Teilnehmern aus der Kontrollgruppe bekam niemand Gürtelrose. Die Studie erschien im April 2021 im Fachmagazin „Rheumatology“.
„Soweit wir wissen, gab es bei den klinischen COVID-19-Studien zu mRNA-basierten Vakzinen keine Berichte über Varizella-artige Hautausschläge oder Herpes Zoster. Unsere Fallreihe berichtet als erste über diese Beobachtung bei Patienten aus einer vergleichsweise jungen Altersgruppe: 36 bis 61, Durchschnittsalter 49 ± 11 Jahre“, schreiben die Autoren.
Durch die Veröffentlichung wollten sie „aufmerksam machen auf eine mögliche kausale Verbindung zwischen der COVID-19-Impfung als Auslöser einer Herpes-Zoster-Reaktivierung bei relativ jungen Patienten mit stabilen AIIRD [autoimmunen entzündlichen rheumatischen Erkrankungen]“.
In einer Fallstudie aus Taiwan berichten Wissenschaftler von drei gesunden Männern (71, 46 und 42), die zwei bis sieben Tage nach der ersten Dosis Moderna oder AstraZeneca an Gürtelrose erkrankten.
„HZ erscheint nach Verabreichung anderer Formen von Impfungen nicht häufig“, so die Autoren. „Wir glauben allerdings, dass es eine Verbindung zwischen dem COVID-19-Vakzin und dem Auftreten von HZ geben könnte. Ein Grund ist die kurze Zeitspanne zwischen Ausbruch und Impfung. Der andere Grund ist der, dass diese drei Patienten immunkompetent waren.“
Studienergebnis
Die bislang größte Studie basiert auf Real-World-Daten von über zwei Millionen Patienten und kommt zu dem Schluss, dass die Inzidenz von Gürtelrose unter Geimpften (die in den 60 Tagen zuvor das Vakzin gegen COVID-19 erhalten hatten) höher als die in der Kohorte der Ungeimpften war.
Für die Gruppe der Geimpften errechneten die Wissenschaftler ein Risiko von 0,2 Prozent, an Gürtelrose zu erkranken, und von 0,11 Prozent für die Ungeimpften – ein „statistisch hochgradig signifikanter Unterschied“.
„Die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus scheint eine mögliche unerwünschte Nebenwirkung von COVID-19-Impfstoffen zu sein, zumindest für mRNA-Vakzine auf Basis von Lipid-Nanopartikeln“, so die Autoren. „Eine Impfung gegen COVID-19 scheint das Risiko, Herpes Zoster herbeizuführen, potenziell zu verstärken.“
Seitdem gegen COVID-19 geimpft wird, mehren sich die Berichte über eine Zunahme von Gürtelrose-Fällen, dennoch erklärt die amerikanische Medikamentenaufsicht FDA, sie habe keine sichere Verbindung zwischen den beiden erkennen können.
„Die FDA hat kein Safety Signal für Gürtelrose/Herpes Zoster nach Verabreichung der zugelassenen oder genehmigten COVID-19-Impfstoffe gesehen“, teilte die FDA-Pressesprecherin Abby Capobianco der Epoch Times mit. Weiter erklärte sie, die Behörde werde „weiterhin die Sicherheit dieser Impfstoffe engmaschig kontrollieren“.
Bei der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC heißt es ebenfalls, man erkenne „aktuell keine Verbindung“ zwischen COVID-19-Impfstoffen und einer Reaktivierung des Windpocken-Virus. Negative Reaktionen nach einer Covid-19-Impfung seien nur vorübergehender Natur und ein positives Signal, dass das Vakzin wirke, so CDC-Sprecher Scott Pauley: „Einige Menschen reagieren mit Nebenwirkungen auf den Impfstoff. Das sind normale Anzeichen dafür, dass ihr Körper Schutz aufbaut“, erklärte Pauley in einer E‑Mail an Epoch Times. „Diese Nebenwirkungen können sie bei ihren täglichen Beschäftigungen einschränken, sollten aber nach einigen Tagen verschwunden sein. Einige Menschen haben keinerlei Nebenwirkungen und allergische Reaktionen sind selten.“
Unerwünschte Nebenwirkungen von substanzspezifischem Interesse
Im März 2022 hat die FDA Sicherheitsunterlagen von Pfizer veröffentlicht. Zu den 1.291 Nebenwirkungen von substanzspezifischem Interesse (AESI) zählt auch Gürtelrose. Als von „substanzspezifischem Interesse“ gelten Nebenwirkungen, die unabhängig von ihrer Schwere ernste medizinische Probleme nach sich ziehen können. Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind angehalten, nach einer Impfung auf derartige Probleme zu achten, sagt Dr. Jesse Santiano, Notfallarzt und Internist.
„Diese Liste bedeutet nicht, dass der COVID-19-Impfstoff von Pfizer all diese Erkrankungen verursacht“, so Santiano am 11. Mai. „Wir verfügen noch nicht über ausreichend Daten für derartige Schlussfolgerungen.“
Die Liste möglicher Nebenwirkungen gilt nicht nur für Pfizer, sondern für weltweit sämtliche COVID-19-Impfstoffe. Wurden Sie gegen COVID-19 geimpft und anschließend wurde eine der Krankheiten auf der Liste bei Ihnen diagnostiziert (auch Monate oder Jahre nach der Impfung)? Dann sollten Sie sich mit dem Impfstoffhersteller in Verbindung setzen oder den Fall in die Datenbank VAERS (Vaccine Adverse Events Reporting System) eintragen.
Die ersten Berichte über Menschen, die nach ihrer COVID-19-Impfung den schmerzhaften Ausschlag entwickelten, gingen im Dezember 2020 bei VAERS ein. Stand 10. Juni 2022 enthielt die Datenbank 1,301 Millionen COVID-19-Berichte, davon 13.887 Fälle von Gürtelrose.
Zum Vergleich: In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden 1.127 Fälle von Herpes Zoster im Zusammenhang mit dem Grippe-Impfstoff und über 18.000 Fälle im Zusammenhang mit dem Gürtelrose-Impfstoff registriert.
VAERS-Berichte würden nicht zwingend bedeuten, dass ein Impfstoff für die unerwünschte Nebenwirkung verantwortlich sei, so die CDC. Die Epoch Times hat Pfizer um eine Stellungnahme gebeten.
Behandlung
Typisch für Gürtelrose sind ein schmerzender, streifenartiger Ausschlag oder kleine Bläschen. Meistens treten sie auf einer Seite des Körpers oder Gesichts auf. Häufig kommt es zu einem oder mehreren der folgenden Symptome: brennender und stechender Schmerz, mit Flüssigkeit gefüllte Blasen, Jucken, Prickeln oder Taubheit der Haut, Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden.
Nachdem sich die Blasen gebildet haben, klingt die Krankheit üblicherweise in zwei bis vier Wochen ab, aber es kann zu Komplikationen kommen, etwa zu anhaltenden Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie), einem Verlust der Seh- oder Hörkraft oder einem Ramsay-Hunt-Syndrom, das Gesichtslähmung auslösen kann. In der Bläschenphase können Erkrankte andere Menschen anstecken, die nicht gegen Windpocken geimpft sind oder daran noch nicht erkrankt waren.
Jedes Jahr entwickeln rund eine Million Amerikaner eine Gürtelrose, heißt es bei der National Foundation for Infectious Diseases: „Die Hälfte aller Menschen, die 85 Jahre alt werden, wird zu ihren Lebzeiten Gürtelrose bekommen.“
Was die Reaktivierung des Windpocken-Virus auslöst, ist unklar, aber größter Risikofaktor für Gürtelrose ist ein schwaches oder angeschlagenes Immunsystem. Funktioniert es nicht einwandfrei, kann sich das Windpocken-Virus reaktivieren. Auch extremer Stress, Alter, die Einnahme von Immunsuppressiva sowie bestimmte Erkrankungen und Impfstoffe können das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, verstärken.
Ab einem Alter von 50 Jahren nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Gürtelrose zu. Jedoch haben Studien gezeigt, dass auch junge, gesunde Menschen nach einer COVID-19-Impfung Gürtelrose bekommen können.
Folge von geschwächtem Immunsystem
Der Internist Keith Berkowitz sagte der Epoch Times: „Gürtelrose ist üblicherweise niemals ein primärer, sondern immer ein sekundärer Prozess. Etwas zieht das Immunsystem in Mitleidenschaft, was dazu führt, dass die Patienten eine Gürtelrose bekommen.“
Die CDC empfiehlt, sofort nach Auftreten des Ausschlags eine Behandlung mit antiviralen Mitteln und Medikamenten gegen Nervenschmerzen zu beginnen. Besonders wichtig sei das Verhältnis von Lysin zu Arginin im Körper, sagt Berkowitz: „Um sich auszubreiten, muss sich das Virus vervielfältigen. Die Aminosäure Arginin hilft dem Herpesvirus bei der Replikation. Lysin stört das Arginin und trägt dazu bei, Herpes an der Ausbreitung zu hindern.“
Lysin stellt der menschliche Körper nicht selbst her, es kann nur über die Nahrung oder Ergänzungsmittel aufgenommen werden. Während einer Gürtelrose empfiehlt es sich, Lebensmittel mit hohem Arginin-Gehalt zu meiden. Dazu zählen beispielsweise Nüsse und Samen, Tofu und Schokolade.
Das Flavonoid Quercetin kommt in vielen Gemüsearten, Obstsorten und Getreiden vor. Es wirkt entzündungshemmend und antioxidativ und kann laut webmd.com „Schwellungen reduzieren, Krebszellen töten, den Blutzucker regulieren und Herzkrankheiten verhindern helfen“.
Berkowitz empfiehlt die Einnahme von Lysin, Quercetin und Vitamin D sowie von Probiotika wie Laktobazillen, die das Immunsystem stärken können. Die CDC empfiehlt Menschen über 50 und Erwachsenen mit geschwächtem Immunsystem eine Impfung gegen Gürtelrose.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „COVID-19 Vaccination Reactivates Highly Contagious Virus: Studies“ (deutsche Bearbeitung ms) und zuerst auf deutsch in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 55, vom 30. Juli 2022. Ein Probeabo ist hier erhältlich.