Nach dem Erdbeben flog der Darmstädter Arzt Celik in die Türkei und half in einem Feldkrankenhaus. Im Interview berichtet er von den Bedingungen vor Ort und den psychischen Auswirkungen – für Betroffene und Ärzte.

tagesschau.de: Sie waren in den letzten Tagen in der Türkei und haben dort als Arzt geholfen. Warum sind Sie dort hin?

Cihan Celik: Es ging mir so wie vielen anderen Menschen, vor allem auch Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, die von diesem schweren Erdbebens sehr betroffen waren und eine Möglichkeit gesucht haben, wie man helfen kann. Das hat man ja auch an der großen Spendenbereitschaft gesehen.

Und ich wollte natürlich das beisteuern, was ich beisteuern kann: medizinische Hilfe. Und ich habe zunächst versucht, das auf offiziellem Wege zu machen, indem ich Hilfsorganisationen und die Behörden angesprochen habe. Aber dann habe ich gemerkt: Das muss man mit eigenen Verbindungen und eigenen Connections machen.

tagesschau.de: Was für Verletzungen, was für Erkrankungen gibt es da? Was für Patienten sind Ihnen da begegnet?

Celik: Dort ist keine reguläre Gesundheitsversorgung mehr vorhanden. Das gesamte Gesundheitssystem, von Praxen über Apotheken bis hin zu den Krankenhäusern und Maximalversorgern gibt es dort nicht mehr. Daher müssen die Feldkrankenhäuser jetzt alle Erkrankungen abdecken.

Da die Menschen seit zwei Wochen schon in Zelten oder unter freiem Himmel leben, sind das vor allem Infektionen der Atemwege. Vor allem sehr viele Kinder haben wir behandelt – mit Infekten der oberen und unteren Atemwege bis hin zur Lungenentzündung.

Aber auch Magen-Darm-Infekte, Durchfallerkrankungen und Erbrechen sind dabei. Und es gab immer noch viele Patienten, die schlecht versorgte oder infizierte Wunden hatten, die sie vom Erdbeben davongetragen hatten. Auch eine Amputation eines Zehs, der sich infiziert hatte, war notwendig. Außerdem war es unsere Aufgabe, Medikamente zu beschaffen und die Menschen mit chronischen Erkrankungen damit zu versorgen.

Quelle: https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/erdbeben-aerzte-101.html