»Hochgradig geschichtsvergessen«, »seltsam«, »absurd«: Die Linke poltert gegen den Auftritt des britischen Königs Charles im Bundestag. Ein Abgeordneter kündigt an, der Rede fernbleiben zu wollen.

Linkenchef Martin Schirdewan hat Kritik an der geplanten Rede des britischen Königs Charles III. im Bundestag geübt. »Es ist nicht angemessen, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt«, sagte Schirdewan der Deutschen Presse-Agentur. »Ich finde es auch seltsam, dass sich der Bundestag in Zeiten von Inflation und rasant steigender Armut von jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.«

Charles ist auf Staatsbesuch in Deutschland und soll die Rede am Donnerstagmittag im Bundestag halten. Am Mittwoch hatte ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren empfangen und ihn mit einem Staatsbankett gewürdigt.

Noch harscher fiel die Kritik von Schirdewans Stellvertreter Ates Gürpinar aus. »Einen König im Bundestag sprechen zu lassen, halte ich für absurd. Erinnern wir uns: Monarchien sind im Grunde Diktaturen mit mehr historischem Lametta«, sagte Linkenpolitiker Gürpinar der »Augsburger Allgemeinen«.

Gürpinar kündigte an, der Rede des britischen Königs im Plenarsaal fernbleiben zu wollen. Deutschland könne froh sein, die Monarchie vor über hundert Jahren abgeschafft zu haben. »Jetzt einen Monarchen mit allen Ehren ins Herz der Demokratie zu holen, ist hochgradig geschichtsvergessen«, kritisierte Gürpinar. Dass die Protokollabteilung des Londoner Hofes die Regeln bestimme, sei mit der Würde des Parlamentes unvereinbar.

Charles ist der erste König, der eine Rede vor den Bundestagsabgeordneten halten wird. Es ist allerdings nicht sein erster Auftritt im Bundestag. Bereits vor drei Jahren sprach er in seiner Eigenschaft als Thronfolger zu Ehren der Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus. Der Monarch spricht fließend Deutsch, seine Familie hat deutsche Wurzeln.