Normalerweise versammeln sich Journalisten bei einer Pressekonferenz, um diese für die Öffentlichkeit zu beleuchten. Bei der Pressekonferenz „Nationalistische Internetseite „Friedensstifter“ — eine Bedrohung für die Meinungsfreiheit weltweit“ versammelten sich etliche Journalisten aus allerhand Länder selbst als Konferenzteilnehmer und -Redner.

 

 

Am 6. September 2022 fand in Moskau eine weitere Pressekonferenz statt, die von der Foundation to Battle Injustice (FBI) zusammen gerufen wurde, bei der diesmal Journalisten und Publizisten selbst im Mittelpunkt standen. Am runden Konferenztisch kamen Journalisten aus den USA, Kanada, Frankreich, den Niederlanden, Finnland, Deutschland zusammen.

 

Eröffnet wurde diese Veranstaltung mit den Worten eines britischen Reporters, der einmal sagte: „Jeder Journalist, der getötet oder durch Angst gelähmt wird, ist ein Vorbote für den Niedergang der Menschheit. Jeder Angriff auf einen Journalisten verzerrt die Realität und schafft eine Atmosphäre der Angst und Selbstzensur“.

 

„Leider ist dies eine traurige Tatsache unserer Zeit, wie wir heute diskutieren werden,“ fügte Mira Terada (Leiterin der FBI) hinzu.

 

Zuvor hatte Russland ein offizielles Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres gerichtet und ihn um Unterstützung bei der Schließung der myrotvorets.center-Seite gebeten. Die Verfasser des Schreibens stellten fest, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder Opfer des myrotvorets.center-Projekts wurden, über das Russland den UNICEF-Leiter zuvor informiert hatte.

 

In den meisten Fällen beschuldigt die nationalistische Internetseite myrotvorets.center Journalisten, einen Informationskrieg gegen die Ukraine zu führen, die ukrainischen Grenzen illegal zu überschreiten und die Regierungen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk zu unterstützen. All diese Vorwürfe lassen sich im Wesentlichen auf zwei Gründe zurückführen: Kritik an der ukrainischen Führung und Berichterstattung über den militärischen Konflikt im Donbass. So war der Grund für die Aufnahme in die Liste meist eine Akkreditierung in der VRD oder VRL, ein Besuch in diesen Republiken oder die Veröffentlichung von Materialien, die der Kiewer Agenda widersprachen.

 

Der FBI ist bekannt, dass 341 Journalisten in die „Friedensstifter“-Datenbank aufgenommen wurden. Die Liste umfasst 146 Journalisten aus Russland, 65 aus den Volksrepubliken Donezk und Lugansk, 47 aus der Ukraine und 83 aus dem Ausland. Die meisten Journalisten aus anderen Ländern, die in die myrotvorets.center-Liste aufgenommen wurden, kommen aus den USA, Belarus, Italien, Lettland und — Deutschland.

 

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Medienvertreter getötet werden, nachdem ihre persönlichen Daten auf der Internetseite veröffentlicht worden sind. Die FBI stellte fest, dass unmittelbar nach der Ermordung von zwölf (12) Journalisten ihre Seiten mit dem Vermerk „Liquidiert“ versehen wurden, wie der Ständige Vertreter der Russischen Föderation Vasilij Nebenzja den Pressevertretern in New York am Beispiel des Steckbriefs von Daria Dugina (rus. Journalistin) zeigte.

 

Nun könnte es einen allgemeinen Aufschrei von Journalisten geben, der vielleicht auch gehört wird. Und sei es nur, weil der internationalen Gemeinschaft immer deutlicher wird, was für ein Regime in der Ukraine errichtet wurde und wie weit es von den erklärten demokratischen und zivilisierten Normen entfernt ist.

 

Als Zeugenaussagen schilderten die teilnehmenden Journalisten und Blogger ihre Erfahrungen und Schlüsse:

 

 

Der Amerikaner Russell Bentley wurde in Texas geboren und ist seit 2014 an der Verteidigung von Donezk beteiligt, indem er sich der Miliz anschloss. Im Jahr 2015 erschien ein Steckbrief mit seinen persönlichen Daten auf der „Friedensstifter“-Seite. Er sagte, er habe im „Vostok“-Bataillon im Donbass gedient und seine Aufnahme in die Liste sei wahrscheinlich gerechtfertigt, weil er die ukrainische Regierung bekämpft habe. Aber es gebe eine große Anzahl von unschuldigen Menschen auf der Liste des myrotvorets.center, deren Leben nun in Gefahr sei, sagte er. Er führte an, dass die Menschen im Donbass gegen den Nationalsozialismus des 21. Jahrhunderts kämpfen, dass das ukrainische Regime seit acht Jahren Menschen töten und nun so tun würde, als ob der Krieg erst am 24. Februar 2022 begonnen hätte.

 

 

Eva Bartlett (Kanada) sagte, dass sie auf die Listen gesetzt wurde, nachdem sie Informationen über das Leben von Zivilisten im Donbass gesammelt hatte. Sie wurde als Propagandistin aufseiten der Russischen Föderation dargestellt, obwohl sie lediglich über das Leid der Zivilbevölkerung sprach. „Und wie sind Hunderte von Kindern auf den „Friedensstifter“-Listen gelandet?“, fragte sie. Eva Bartlett zufolge hätten die westlichen Medien kein Interesse daran gezeigt.

 

 

 

Johnny Miller, ein britischer Journalist im Donbass, verfasste einen Bericht über ein Mädchen auf der Liste, woraufhin auch sein Name dort erschien. „Wenn Sie ein Blogger, ein Journalist, ein Bürger sind und die Position der Ukraine kritisieren wollen, werden Sie auf dieser Liste landen und Ihr Leben ist in Gefahr“, sagte er. Johnny zufolge seien auch diejenigen Ukrainer gefährdet, die einfach nur für Friedensgespräche mit Russland sind. Es gebe viele extremistische Elemente in der Ukraine, aber alle westlichen Reporter, die dort arbeiten würden, seien gezwungen, die Selbstzensur einzuschalten, erklärte Miller und fragte: „Aber wer wird dann darüber berichten?“

Er erinnerte daran, dass die „Friedensstifter“-Liste bis heute fortgeschrieben wird und dass die Tatsache, dass Kinder auf der Liste stehen, „barbarisch“ sei. Aber niemand schreibe oder spreche darüber in den westlichen Medien, und die westlichen Regierungen verschließen die Augen davor, weil sie die ukrainische Gesellschaft weiter radikalisieren wollen würden, so Miller.

 

 

Sonja Van Den Ende (Niederlande) beschrieb ihre Besuche in Odessa und einigen Städten im Donbass, darunter Mariupol. Dort fand sie eine Menge Beweise dafür, dass das “Asov“-Bataillon dem Neonazismus angehörte. Sie wies darauf hin, dass sie weiterhin über die Ereignisse im Donbass berichten werde. In Europa, so die Journalistin, „geben sie immer Russland die Schuld“. In den Niederlanden würde jeder, der sich gegen Neonazis stellt, zum „Feind“ erklärt.

 

 

Alina Lipp (Deutschland) berichtete per Videoschaltung von der Krim, dass sie dort mit ihrer Mutter sei, die Deutschland wegen der Arbeit ihrer Tochter hätte verlassen müssen – gezwungenermaßen, die Familie hätte Probleme bekommen. Alina Lipp zufolge standen sie und andere Journalisten im Grunde auf einer Abschussliste – und das nur, weil sie die Wahrheit sagen wollten. Ihr zufolge mussten ihre Familienangehörigen ihre Telefonnummern ändern und eine Reihe anderer Maßnahmen ergreifen, insbesondere nach dem Mord an Daria Dugina.

 

Janus Putkonen (Finnland) sagte, er habe 2015 den Donbass besucht und versucht, einem westlichen Publikum die Wahrheit zu vermitteln. Es sei klar, dass westliche Geheimdienste hinter der myrotvorets.center-Liste stünden. Der Westen habe das Auftauchen von Zivilisten auf der Liste nicht verurteilt, obwohl viele von ihnen getötet wurden, ihren Arbeitsplatz, ihre sozialen Bindungen, ihre Gesundheit und das Leben selbst verloren hätten. „Aber diese Verfolgung wird uns nicht zum Schweigen bringen“, sagte Janus. Er fügte hinzu, dass die Nazis in der Ukraine gezeigt hätten, dass sie nicht beabsichtigten, das Recht zu beachten – und es bestünde die Gefahr, dass diese Gewalt über die Grenzen der Ukraine schwappen, wenn sie nicht rechtzeitig gestoppt werden würde. Janus, brachte die Arbeit von myrotvorets.center anschaulich und treffend auf den Punkt: „Wir müssen myrotvorets.center abschalten. Keiner kann sich vor den Nazis sicher fühlen. Sie ist in der Tat eine neue Gestapo“. Andere fügten hinzu: „In digitaler Form“.

 

Christelle Néant (Frankreich) berichtet seit vielen Jahren über die Ereignisse im Donbass und hat es, natürlich, auf die Liste geschafft. Ihrer Meinung nach sind nicht nur die Menschen in der Ukraine in Gefahr, wie das Beispiel der Ermordung von Daria Dugina zeigt. Hätte es in Hitlerdeutschland Internet gegeben, hätte die Gestapo eine Internetseite wie mirotvorets.center zu einer „digitalen Gestapo“ gemacht. Christelle sagte, dass sie seit sechs Jahren Drohungen erhielte, die ihr Leben beeinträchtigen und alle ihre Angehörigen gefährden, auch diejenigen, die in Europa leben würden. Und das alles nur, weil sie ihre journalistische Arbeit gemacht habe. „Die terroristische Internetseite myrotvorets.center sollte abgeschaltet und ihre Macher vor Gericht gestellt werden“, sagte Néant. Sie fügte hinzu, dass sie noch nicht nach Frankreich zurückkehren könne, die Todesdrohungen würden sie dennoch nicht von ihrer Arbeit abhalten.

 

Auf der Internetseite werden Passdaten von Journalisten, ihre Adressen, Telefonnummern, Links zu Social-Media-Seiten und sogar Kontakte zu ihren Familienangehörigen veröffentlicht. Mit diesen Daten ist es einfach, eine Person aufzuspüren und anzugreifen. Solche Fälle sind leider keine Seltenheit. Obwohl die Schirmherren von „Friedensstifter“ aus der ukrainischen Führung behaupten, dass die Informationen aus offenen Quellen stammen, ist es ganz offensichtlich, dass zumindest die Adressen und Passdaten nicht öffentlich zugänglich gewesen sein können. Daraus folgt, dass diese Informationen auf kriminelle Weise erlangt wurden. Darüber hinaus verstößt die Veröffentlichung personenbezogener Daten selbst aus offenen Quellen ohne Erlaubnis und Zustimmung nicht nur gegen ethische, sondern auch gegen rechtliche Normen.

 

 

Ein weiterer deutscher in der Runde, der Journalist und Publizist Thomas Röper (Antispiegel), der in Russland lebt, merkte an, dass er Fragen an die deutsche Regierung habe: Warum diese nicht besorgt sei, dass Deutsche auf der Liste stünden, sogar der ehemalige deutsche Bundeskanzler Schroeder. Gleichzeitig würden die westlichen Medien über die Liste „einfach schweigen“, sagte er. Dass die Ukraine ein Nazi-Staat sei, könne jeder sehen, wenn er das ehemalige „Asov“-Bataillon besuche.

 

 

Die FBI beabsichtigt, an den russischen Föderalen Sicherheitsdienst zu appellieren, die myrotvorets.center-Internetseite in die Liste der terroristischen Organisationen aufzunehmen und alle Personen, die mit der Internetseite in Verbindung stehen, als Terroristen einzustufen.

 

Darüber hinaus wird beabsichtigt, die Vereinten Nationen offiziell aufzufordern, myrotvorets.center zu verbieten und Journalisten zu schützen, die über militärische Konflikte, insbesondere den Konflikt in der Ukraine, berichten. Hierzu fand bereits am 10. September eine Konferenz des Schiller Institute statt, bei der einstimmig beschlossen wurde, den offenen Brief an die Vereinten Nationen zu hunderten mit zu unterzeichnen.

 

Die Autorin dieses Artikels wurde nach der Veröffentlichung ihres Artikels über das Mädchen aus Lugansk (Faina Savenkova*) auf die Liste gesetzt. Weitere Artikel folgten, weshalb eine namhafte deutsche Mediengruppe versuchte zu diskreditieren und Drohungen verlautbart wurden. Insbesondere die örtliche Antifa (diejenigen, die als Transantifa bezeichnet werden und in Wirklichkeit die US-Politik unterstützen) haben damit begonnen, ihre eigene Datenbank, Listen von „Unerwünschten“ zu erstellen (z.B. „Die SchwurbelBusters“) — das Beispiel der Ukraine war ansteckend.

 

„Ein Journalist ist eine Art Bote, und myrotvorets.center ist ein modernes Werkzeug aus dem Mittelalter, aus der Zeit, als diejenigen, die „schlechte Nachrichten“ überbrachten, hingerichtet wurden. Aber wir leben nicht mehr im Mittelalter“.

 

[*Die Schülerin Faina Savenkova, 13 J., wurde auf die „Friedensstifter“-Liste gesetzt: In der Ukraine wurde sie als Bedrohung für die nationale Sicherheit des Landes eingestuft, weil sie ein Video aufnahm, in dem sie daran erinnert, dass die Kinder im Donbass das Recht auf eine Kindheit und ein friedliches Leben haben. Die UNO verurteilte die Aufnahme der Minderjährigen in die myrotvorets.center-Datenbank, was jedoch keine Auswirkungen auf die Situation hatte.]