Ungarn: Durch Übergewinn-Steuer am billigsten

Ungarische Privathaushalte zahlen für Gas (bezogen auf eine Verbrauchsgrenze von insgesamt 1729 Kubikmeter, einen auf das 2002-Niveau eingefrorenen)  Preis von 102 HUF (0,255 EUR) pro Kubikmeter. Wer über der Grenze liegt, zahlt 747 HUF (1,87 EUR) pro Kubikmeter. Kinderstarke Familien erhalten ein Zusatzkontingent von 600 Kubikmeter pro Jahr für drei Kinder.

Die Stromgebühr beträgt 36 HUF (0,09 EUR) pro Kilowattstunde und zwar jährlich für eine Obergrenze von 2523 Kilowattstunden, über dieser Grenze kostet Strom rund 70 HUF (1,75 EUR).

All diese Subventionen werden durch eine sogenannte Krisen-Übergewinnsteuer abgedeckt. Ungarn war damit das erste Land.

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Haushalts-Strompreise in Europa (Oktober 2022, Eurocent pro kwh / Becs = Wien)

Visegrad-4-Staaten

Bereits ab Anfang Herbst 2022 übernahmen die V4 das ungarische Übergewinn-Abschöpfungs-Modell:

Tschechien führte für Private, öffentliche Einrichtungen und Kleinunternehmer eine Strompreisobergrenze von 50 Forint (0,124 EUR) pro Kilowattstunde und eine Gaspreisobergrenze von 1010 Forint (2,525 EUR) pro Kubikmeter ein.

In Polen gilt für Private ein Stromtarif von 61 HUF (0,1525.-EU). Da ein Drittel der Haushalte mit Kohle heizt, können 1,5 Tonnen Kohle für die Hälfte des Marktpreises erworben werden, was 175.000 Forint (437.-EUR) entspricht.

Auch die Slowakei wird im nächsten Jahr Preisobergrenzen für Private einführen: Der Strompreis soll auf dem Niveau von 2022 gedeckelt werden, und der Preis für Gas und Fernwärme soll um maximal 15 Prozent steigen.

Ungarn am günstigen

Innerhalb der V4-Staaten hat Ungarn eindeutig die billigsten Energiepreise für Industrie und Haushalte: Ein Budapester Haushalt, der 20 Prozent über dem Durchschnitt verbraucht, erhielt im Oktober Strom für 10,57 Cent pro Kilowattstunde, in Warschau für 18,48, in Bratislava für 19,03 Cent und in Prag für 50,87 Cent. Der durchschnittliche Gaspreis pro Kubikmeter für Private: in Budapest, bei 20 Prozent über dem Durchschnitts-Verbrauch: 51,2 Cent, in Bratislava 52,8 Cent und in Warschau 54,5 Cent. Prag ist weit entfernt davon: Ein Kubikmeter Gas kostet 2 Euro. Die Preissteigerungsrate beträgt 77 Prozent in Budapest, 11 Prozent in Bratislava, 38 Prozent in Warschau und 264 Prozent in Prag.

Baltikum

Die schlimmste Energiepreiskrise betrifft das Baltikum. Der Grund: Die drastische Loslösung von russischer Energie erzeugte bereits 2021 eine starke Inflation, obwohl Mitglied der Eurozone.

Trotzdem wurden die Preise des freien Marktes kaum geregelt: In Estland gab es von Januar bis März 2022 eine Preisobergrenze von 266 HUF (0,665 EUR) für Gas und 49 HUF (0,1225.-EUR)für Strom. In Lettland kompensierte der Staat die Hälfte des Anstiegs der Energiepreise für Privathaushalte, im Falle von Strom jedoch einen Höchstbetrag von 41 HUF (0,1925 EUR) pro Kilowattstunde.

Besonders ernst ist die Lage in Tallinn: Ein Kubikmeter Gas kostete im Oktober 2,87 Euro – eine Verteuerung innerhalb von zwei Jahren um 397 Prozent, in Riga liegt der Preis bei 1,18 Euro und 283 Prozent Verteuerung, und in Vilnius kostet ein Kubikmeter 95 Cent, was 78 Prozent teurer ist als 2020. Strom kostet in Tallinn 46,5 Cent pro Kilowattstunde, ein Plus von 230 Prozent, in Riga 32,83 Cent – ein Preisanstieg von 92 Prozent.

Deutschland

In Deutschland und Österreich, die weitgehend mit den V4-Volkswirtschaften verschmolzen sind, sind die Gas- und Strompreise nicht gedeckelt, sondern nur gebremst – ab Anfang nächsten Jahres nur noch Strom, Gas aber schon ab Dezember dieses Jahres.

Deutschland „bremst“ den Gaspreis von Haushalten, kleinen und mittleren Unternehmen auf einem Niveau, das 492 Forint (1,23.-EUR) entspricht, und bei Fernwärme bei umgerechnet 389 Forint (0,9725 EUR) – allerdings nur bis zu 80 Prozent des erwarteten Jahresverbrauchs bezogen auf  September 2022, danach gilt der freie Marktpreis.

Für den Rest der Industrie gilt nicht die Gesamtsumme, sondern nur der Nettopreis, der die Bremse auf einem Niveau von 287 Forint (0,71t5 EUR) auf 70 Prozent des Verbrauchs festlegt.

Haushalte und Klein-Unternehmen erhalten Stroms für 164 HUF (0,41 EUR) pro Kilowattstunde entspricht, die Industrie für 53 HUF (0,1325 EUR), über eine Bezugskapazität wird ähnlich wie Gas frei bepreist.

Die österreichische Strompreisbremse ist einfacher: Haushalte erhalten Strom für umgerechnet 41 Forint pro Kilowattstunde (0,1025 EUR) bis zu 2900 Kilowattstunden pro Jahr, d.h. bis zu 80 Prozent des Durchschnittsverbrauchs, aber nur, wenn der Marktstrompreis unter 164 HUF (0,41 EUR) pro Kilowattstunde liegt – der Staat gewährt keinen Festpreis, sondern eine Subvention von 123 HUF (0,3075 EUR) pro Kilowattstunde für Haushalte, die höhere vertraglich vereinbarte Strompreise zahlen. Darüber hinaus erhalten Haushalte mit mehr als drei Personen eine Stromzulage, und Haushalte mit niedrigem Einkommen erhalten drei Viertel der Systemnutzungsgebühr.

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Energieausgaben eines Zweiverdiener-Haushalt mit Strom- und Erdgasverbrauch in Prozent (2200 kWh Strom und 1162 Kubikmeter Gas / Becs = Wien)

Berlin Wien: Extrem teuer

Seit Oktober gilt. In Berlin kostet Strom 63,03 Cent (97 Prozent mehr als 2020), und 2,15 Euro für Gas (ein Preisanstieg von 259 Prozent). In Wien kostet Strom nach einem Plus von 162 Prozent 54,37 Cent, Gas kostet horrende 3,39 Euro pro Kubikmeter (eine Steigerung von 374 Prozent), obwohl es bereits 2020 71,4 Cent kostete.

Die Industrie erhielt Strom und Gas im ersten Halbjahr 2022 in etwa auf dem Visegrad-Preisniveau. Der deutsche Strompreis beträgt 15,1 Cent pro Kilowattstunde und der Gaspreis 44,5 Cent pro Kubikmeter (ein Plus von 66 Prozent bzw. 87 Prozent gegenüber 2021)

In Österreich liegt der Strompreis bei 14,4 Cent und der für Gas bei 58,4 Cent, was einem Anstieg von 64 Prozent bzw. 133 Prozent entspricht.

Südeuropa

Nur Italien war von russischem Gas abhängig. Italien und Spanien erzeugen einen Großteil des Stroms aus Gas, und in Frankreich litt die Kernkraftwerke unter technischen Ausfällen.

Spanien und Portugal erhielten von Brüssel für Strom- und Gaspreise eine Ausnahmegenehmigung. Die Preiserhöhung für kleine und mittlere Unternehmen sollte 15 Prozent pro Quartal nicht überschreiten.

Frankreichs Inflation betrug zwar nur niedere 6,2 Prozent im November, wobei aufgrund eines bereits stark defizitären Haushalts von 6,3 Prozent der gesamte Energiepreis-Anstieg zu verschulden ist. Für private Haushalte wurde eine Preisdeckelung (auf dem Oktober-Niveau des letzten Jahres) festgesetzt, und die Strompreise durften nur um 4 Prozent steigen.

Im nächsten Jahr wird in beiden Ländern eine maximale Erhöhung von 15 Prozent erlaubt sein, außerdem werden Energieschecks in Höhe von 100 bis 200 Euro an 12 Millionen einkommensschwache Haushalte vergeben.

Aufgrund des Regierungswechsels in Italien und eines prekären Staatshaushalts gibt es noch kein umfassendes Energiepaket. Deshalb ist der Preis für Wohnenergie skandalös hoch ist: Ein Römer zahlte im Oktober 70,2 Cent für eine Kilowattstunde Strom, ein Madrider 29,7 Cent und ein Pariser 27,1 Cent – in Rom war das ein Anstieg von 241 Prozent gegenüber 2020, in Madrid um 47,8 Prozent und in Paris um 29,4 Prozent.

Gas kostete in Rom 3,02 Euro pro Kubikmeter (ein Plus von 281 Prozent), in Madrid kostete es 1,73 Euro (148 Prozent mehr als vor zwei Jahren), und in Paris kostete es 1,45 Euro (ein Plus von 124 Prozent).

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Haushalts-Gaspreise in Europa (Oktober 2022, Eurocent pro kwh / Becs = Wien)

Gesamt-Europa besonders hart getroffen

Alle Länder Europas, welche an den obligatorischen niederländischen TTF-Gastarif gebunden sind, wurden durch die antirussische Sanktionspolitik hart getroffen. Für die gesamte EU-Industrie verteuerte sich Gas um durchschnittlich 147 Prozent (gegenüber dem Vorjahr mit 58,8 Cent pro Kubikmeter) und für Strom auf 16 Cent pro Kilowattstunde. Wobei diese Zahlen für die Industrie noch aus dem ersten Halbjahr stammen, mittlerweile hat sich die Situation leider deutlich verschlechtert.

Die moderatesten Energiepreise (sowohl für Gas und Strom) für Privathaushalte gibt es eindeutig in Ungarn. Das teuerste Gas gibt in Kopenhagen mit 4,05 Euro pro Kubikmeter (eine Steigerung von 347 Prozent gegenüber 2020), und Strom ist dort auch am teuersten (75,8 Cent pro Kilowattstunde, innerhalb von zwei Jahren eine Steigerung um 143 Prozent).

Größter Profiteur: USA

Im Vergleich zum Rest der Welt hat es Europa besonders schlimm getroffen. In den USA zahlten gasbetriebene Haushalte im September zwar für einen Kubikmeter Erdgas 86,9 US-Dollar – gemessen an Europa zwar ein Höchstwert, aber landesbezogen nur ein leichter Anstieg von 22,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Interessant aber: Die Industrie erhielt Erdgas für 43,2 Cent pro Kubikmeter, weit unter dem europäischen Durchschnitt (obwohl auch hier ein Anstieg um 55 Prozent). Amerikas Energieprotektionismus ist besonders eklatant: Die Strompreise der Privathaushalte sind im Vergleich zu 2021 um 16 Prozent, die der Industrie um nur 17 Prozent auf 11,8 Cent gestiegen. Kein Wunder: Kaufen doch die EU-Staaten teures und ökologisch besonders schädliches Flüssiggas aus den USA und dem arabischen Raum auf. Dank dieser Unterwürfigkeit der Europäer haben die USA ihren bisherigen Wettbewerbsnachteil gegenüber Europa aufgrund teurer Gasfördertechnik vollständig überwunden. Strom uns Gas sind auffallend billiger als in jedem anderen europäischen Land.

Und auch in Russland liegen die Gaspreise sowohl für Industrie und Private mit 8,5 Prozent-Steigerung weit unter der Inflation. Auf dieser Baisi wird beispielsweise das Saratow-Wolga-Erdgas für Private mit 6,52 Rubel bemessen, was 41 Forint entspricht, in wohlhabenderen Großstädten wie St. Petersburg kann der Preis aber bis zu 7,55 Rubel erreichen, was 47 Forint entspricht, fast die Hälfte des reduzierten Preises in Ungarn.

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Dieser Artikel wurde in gekürzter Form übernommen von MANDINER,unserem Medienkooperationspartner:

Quelle: https://unser-mitteleuropa.com/exklusiv-schonungsloser-eu-energiepreis-vergleich-usa-ist-profiteur-ungarn-am-billigsten-berlin-und-wien-spitzenreiter/