Der Skandal um das ukrainische Internetportal „myrotvorets.center“ wird immer lauter und so wird die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine wegen Erklärung eines 13-jährigen Mädchens zur Staatsfeindin von der russischen FBI zur Antwort gebeten.

 

FBI — ist die Abkürzung einer russischen Stiftung, die sich des Schutzes eines Kriegskindes annahm, welches zur ukrainischen Staatsfeindin erklärt wurde. Die “Foundation to Battle Injustice“ (FBI, deu.: Stiftung zur Bekämpfung der Ungerechtigkeit) wandte sich in dieser Sache an die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine mit dem Hinweis auf die berühmt berüchtigte Internetseite „myrotvorets.center“, was zu Deutsch „Friedensstifter“ heißt.

 

Der 2015 ins Leben gerufene „Friedensstifter“ ist eine Internetseite, die alle Menschen, die dem Narrativ der Kiewer Regierung, der von dieser propagierten Ideologie widersprechen oder sonst welche Kritik an der ukrainischen Art zu leben seit 2014, üben zu Staatsfeinden erklärt. Die aus Waschau in Polen und Langley, USA, geführte Webseite ist nicht nur ein Nachrichtenportal für Menschen mit Hackenkreuz-Tattoos u.ä., sondern auch eine immer größer werdende Datenbank, in der alles an persönlichen Daten von allerhand „unpassenden“ Menschen gespeichert und veröffentlicht werden. In den Jahren seit der Gründung dieser Internetseite sind mehreren Berichten zufolge bereits mehrere Hundert Menschen von dieser Abschussliste gestrichen worden. Zum Ende des letzten Jahres zählte dieser „Friedensstifter“ bereits über eine Viertel Million notierte „Verbrecher gegen die Ukraine“. Ob normale Bürger, namhafte, auch ausländische, Journalisten oder gar ausländische hochrangige Politiker — die Betreiber dieser Internetseite setzen jeden da drauf, auch wenn‘s sogar ein Kind ist.

 

Der Screenshot ist ein Link zum Profil von Savenkova auf myrotvorets.center

 

Im August 2021 wurde die heute 13-jährige Faina Savekova auf die Liste dieser skandalumwitterten ukrainischen Internetplattform gesetzt, nachdem sie eine Videobotschaft an den ukrainischen Präsidenten Zelenskij und die UNO aufgenommen hatte, in der sie ein Ende des Völkermords and Kindern im Donbass forderte. Auf der Internetseite wurden die persönlichen Daten von Faina Savenkova veröffentlicht, einschließlich ihrer Wohnadresse, Daten über ihre Familienangehörige und Links zu ihren persönlichen Konten in sozialen Medien. Ihre Mutter, Natalia Savenkova bekam auch einen eigenen Steckbrief. Nach Angaben des 13-jährigen Mädchens erhielt sie unmittelbar nach der Veröffentlichung auf der Internetseite Drohungen bis hin zu körperlicher Gewalt. Ihr zufolge drohten Kämpfer des nationalistischen Bataillons Asow, ihre gesamte Familie vor ihren Augen und dann auch sie zu töten. Laut Savenkova sind ihre befreundeten Journalisten, die in der Ukraine leben und ein Ende der Bombardierung des Donbass fordern, gezwungen, sich zu verstecken, weil sie von Nationalisten und der ukrainischen Regierung verfolgt werden.

 

Faina Savenkova, Screenshot der Videobotschaft an die UNO

Was macht dieses Mädchen so gefährlich?

 

Faina Savenkova ist eine 13-jährige Einwohnerin von Lugansk, die den größten Teil ihres Lebens unter dem ständigen Beschuss der ukrainischen Streitkräfte und der von ihnen kontrollierten Nationalisten verbracht hat. Seit ihrem 11. Lebensjahr beschreibt sie ihre Gefühle und Erfahrungen in literarischen Werken und schildert das Leid von Kindern im Donbass, die nichts mit dem Konflikt zu tun haben. Ihre Romane und Kurzgeschichten wurden in zahlreichen ausländischen Publikationen veröffentlicht, darunter in Englisch, Serbisch, Italienisch, Bulgarisch, Arabisch, Französisch und Deutsch. In Zusammenarbeit mit dem russischen Schriftsteller Aleksandr Kontorovich schrieb Faina 2021 den Roman „Die hinter deiner Schulter stehen“ über die Kinder des Donbass. Sie informiert die Menschen in Europa und der Welt über den anhaltenden Beschuss der Zivilbevölkerung im Donbass und über die Lage der Kinder in der Region.

 

Nach der Veröffentlichung auf „myrotvorets.center“ schrieb die 13-jährige einen Brief an UN-Generalsekretär António Guterres und bat um Hilfe bei der Beeinflussung der ukrainischen Regierung, damit die persönlichen Daten aller minderjährigen Kinder umgehend von der Plattform entfernt und die Quelle gesperrt wird. Der Vertreter des UN-Generalsekretärs rief daraufhin lediglich dazu auf, Kinder nicht für politische Zwecke zu missbrauchen.

 

Faina forderte ein Ende des Massenmordes an der Zivilbevölkerung im Donbass und versuchte, politische und geistige Führer in Europa zu erreichen. Sie schrieb Briefe an den französischen Präsidenten Macron, das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, Bundeskanzler Olaf Scholz und den britischen Rockmusiker Roger Waters. Als sie versuchte, die Aufmerksamkeit von Politikern und bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf sich zu lenken, wollte sie nach eigenen Angaben nur eines: gehört werden. Laut Savenkova wurden alle Briefe und Bitten um Hilfe mit den üblichen ausweichenden Antworten beantwortet, aber das Mädchen glaubt weiterhin, dass ihr Appell

„das Leben mindestens eines Kindes im Donbass retten wird“.

 

Nach der rechtlichen Bewertung der FBI (Stiftung zur Bekämpfung der Ungerechtigkeit) verstößt die ukrainische Internetseite „myrotvorets.center“ nicht nur gegen das ukrainische Strafgesetzbuch, sondern ruft auch offen und direkt zu Repressalien gegen Journalisten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf, die eine Position vertreten, die nicht mit der offiziellen Position Kiews übereinstimmt. Die FBI (Stiftung zur Bekämpfung der Ungerechtigkeit) ist äußerst besorgt über das Vorgehen der Verwaltung der Internetplattform „myrotvorets.center“. 

 

Nach einhelliger Meinung der Menschenrechtsaktivisten der Stiftung verstößt die Existenz dieser Internetseite und insbesondere die darin enthaltenen personenbezogenen Daten von Minderjährigen gegen internationale Normen, wie seit 2019 von Vertretern der Beobachtermission der Vereinten Nationen in der Ukraine festgestellt wird, die von der derzeitigen politischen Führung des Landes die Sperrung der Seite fordern.

 

Im Brief an die Generalstaatsanwältin der Ukraine, Irina Venediktova, zieht Mira Terada, die Leiterin der FBI (Stiftung zur Bekämpfung der Ungerechtigkeit), einen sehr verdeutlichenden Vergleich:

„Wie das Symbol des gelben Sterns, das die Nazis während des Holocausts den Juden aufzwangen, legt die Internetseite „myrotvorets.center“ ihr Stigma auf unschuldige Menschen, erniedrigt damit ihre Menschenwürde und bringt ihr Leben in ernste Gefahr.“

 

 

Link zum Brief

Die Stiftung, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte in der ganzen Welt einsetzt und mit über 50 weiteren Menschenrechtsorganisationen, wie z.B. der Amnesty International, dem Anne Frank Center oder der Defending Rights and Dissent zusammenarbeitet, fordert von der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft lediglich nur zwei Sachen:

„1. die Aktivitäten der „myrotvorets.center“-Internetseite auf Verstöße gegen die ukrainische Gesetzgebung zu überprüfen;

2. sofortige Löschung vertraulicher Informationen nicht nur über Minderjährige und ihre Familienangehörigen, sondern auch die vollständige Sperrung der genannten Plattform.“

 

Ob die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft diesmal auf solche Briefe reagiert, bleibt abzuwarten. Eins wird aber klar — die Ignorieren-Taktik hat seinerzeit dieses Problem für die ukrainische politische Führung nicht aus der Welt geschaffen, sondern nur größere Aufmerksamkeit von immer mehr Stellen auf sich gezogen. Vielleicht hätte eine adäquate Reaktion seitens der ukrainischen Regierung auf die (für die Weltgemeinschaft) leise Bitte eines damals 12-jährigen Mädchens diese nun von einem immer lauter werdenden Skandal verschont.

 

Wenn auch Sie die kontraproduktive Taktik der Vernachlässigung verstehen und bei der Lösung dieser schwierigen Situation oder insbesondere der jungen Kämpferin für die Rechte von Kindern auf Leben und Schutz vor Aggression durch Erwachsene helfen möchten, schreiben Sie bitte Ihre Ideen und Vorschläge an wonbator2022@mail.ru.

Es gibt keinen falschen Weg, um zu helfen – rechtliche, soziale oder finanzielle Unterstützung wird unbedingt dazu beitragen, die Gerechtigkeit schneller wiederherzustellen.