Die Heizungsbranche setzt vor allem auf die Wärmepumpe im Zuge von Umbauten. Branchenkenner sind allerdings skeptisch, dass bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen in Deutschland installiert werden können.

Mario Schunk hat es eilig. Er ist am frühen Morgen auf dem Weg zu einem Kunden. Schunk leitet eine Heizungs- und Klimatechnikfirma im rheinland-pfälzischen Neuwied. „Die Debatte um die Zukunft von Öl- und Gasheizungen hat das Geschäft nochmal deutlich angefacht. Die Leute sind völlig verunsichert“, erzählt der 46-jährige Heizungsbaumeister, als er sich auf den Weg in die Ortschaft Nauroth macht.

„Dort geht es um ein Mehrfamilienhaus, das künftig wohl mittels Klimaanlage beheizt wird. Weder Gasheizung noch Wärmepumpe eignen sich bei diesem Objekt wirklich. Man braucht individuelle Lösungen vor Ort. Jedes Gebäude und jeder Kunde ist anders“, erzählt Schunk, während er in sein Auto steigt. Sein Auto fährt übrigens mit Strom, weil es sich für ihn und seine Firma auch finanziell rechnet.

„Zuletzt haben wir etwa 150 Gasheizungen pro Jahr verbaut. In diesem Jahr werden es wohl deutlich über 400, vielleicht sogar 500 werden“, erzählt Schunk, während er über die Landstraßen im Norden von Rheinland-Pfalz fährt. „Viele wollen jetzt noch schnell den Einbau von Gasheizungen, bevor es im nächsten Jahr vielleicht verboten wird.“

Der Einbau von Wärmepumpen werde sich bei seiner Firma wohl verdoppeln – auf etwa 80 -, obwohl teilweise gegenüber Wärmepumpen Skepsis herrsche: „Einige Kunden fragen sich, wie teuer der Strom künftig ist und wie es mit der Versorgungssicherheit aussieht“, erzählt der Heizungsmeister aus seinem Alltag. Auch Klimaanlagen würden von immer mehr Eigentümern als Wärmequelle entdeckt. Neue Ölheizungen wurden bei ihm eher wenig nachgefragt.

Entscheidend sei die individuelle Lage der Auftraggeber – wie viele Parteien leben in dem Haus? Um was für ein Gebäude handelt es sich? Wie hoch ist das finanzielle Budget? „Wenn man sich einen neuen Pkw kauft, muss der auch auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein“, schildert Schunk.

Für den Handwerker spielt auch das Alter des Kunden eine Rolle: „Ab 50 Jahren empfehle ich eine besonders genaue Kalkulation. Gibt es eine Alternative zur Wärmepumpe, die mindestens 20.000 Euro mehr kostet?“, erzählt Schunk. Oft biete sich dann eine Kombination aus Gas- und Klimaanlage an.

„Jüngeren Leuten rate ich dagegen oft zu einer Wärmepumpe. Aber auch das Gebäude muss dafür passen.“ Denn: Gebe es eine schlechte Dämmung und ein älteres Rohrsystem, kämen schnell 70.000 Euro für die Sanierung zusammen. „Viele können sich das nicht leisten. Man darf die Leute nicht überfordern. Am Ende ist alles abhängig von der Bauphysik eines Hauses.“

Jakob Köllisch war in den vergangenen Tagen in Frankfurt am Main unterwegs. Der Obermeister der Heizungsinnung Deutsche Weinstraße hat sich in den Messehallen bei der Weltleitmesse ISH umgeschaut. „Es gibt viel Verunsicherung und noch mehr Fragen zu dem bisherigen Referentenentwurf im Bundeswirtschaftsministerium. Man hätte sich vorab auch beraten lassen können“, fasst Köllisch die Stimmung zusammen.

Noch deutlicher wurden Handwerksvertreter. Die Politik müsse sich an den Realitäten des Marktes orientieren und vom Endkunden ausgehen, mahnte etwa der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima, Helmut Bramann. Er kritisierte Habeck auch ganz direkt: „Eine Klimawende gelingt eher nicht mit einem Fingerschnipsen am Kabinettstisch.“

Auch Köllisch sieht viele Schwierigkeiten: Wärmepumpen ließen sich in Altgebäuden nicht immer einbauen. Viele Häuser seien zudem nicht ausreichend gedämmt. Kleine Heizkörper wären ungeeignet. Insgesamt würden Sanierungen für viele Eigentümer und auch Mieter viel zu teuer. „Wie sieht eigentlich der Strommix der Zukunft aus? Kommt der auch zu einem Großteil aus Kohle, ist dem Klima mit den Wärmepumpen nicht geholfen“, gibt Köllisch zu bedenken.

Und was schlägt der Heizungsbauer vor? „Die Technik wird gerade unter Hochdruck weiterentwickelt und verfeinert. In wenigen Jahren sind wir viel weiter. Dann können wir nach und nach umsteigen. Das bringt auch der Umwelt wirklich etwas.“

Heizungsbauer Schunk ist inzwischen in Kettig bei Koblenz angekommen. Olaf Hensen und seine Frau haben sich für eine Gastherme entschieden. Ihr Haus haben sie gerade weitgehend saniert. „Eigentlich wollte wir erst noch ein paar andere Sachen im Gebäude machen. Wir ziehen aber jetzt die Heizung vor und lassen noch in diesem Jahr eine neue, energieeffiziente Gastherme einbauen“, erzählt der 43 Jahre alte Hauseigentümer. „Wer weiß, was da noch aus Berlin kommt? So sind wir auf der sicheren Seite.“

Nach dem Umbaukosten für das Haus könne er sich zusätzliche 25.000 Euro für eine Wärmepumpe derzeit nicht leisten. Außerdem gibt es für Hensen noch zu viele offene Fragen: „Ist dieses neue System technisch wirklich schon ausgereift? Das ist mir alles zu überstürzt. Eine moderne Gastherme arbeitet sehr effizient und schont auch die Umwelt. Da weiß ich wenigstens, was ich bekomme.“