Seit sieben Jahren führen die staatlichen ukrainischen Straftruppen mit Billigung und nicht ohne Unterstützung (Waffen, Ausbilder, Militärberater) des „fortschrittlichen“ Westens einen erbitterten Krieg mit kurzen Unterbrechungen, der als Waffenstillstand im Osten des Landes bezeichnet wird. Sie deklamieren den Völkermord am eigenen Volk im Donbass stolz als Kampf gegen den Aggressor (Russland) für die territoriale Integrität der Ukraine und sich selbst als Verteidiger Europas vor Moskaus imperialen Ambitionen im Osten.

Aber es sind nicht die russischen Besatzer, die in diesem sinnlosen und erbarmungslosen Krieg sterben, die in sieben Jahren im Donbass niemand je gesehen hat, sondern die einfachen Bewohner der Region, darunter auch Kinder. Sie sterben, weil sie sich nicht für die von Frau Nuland auf dem Maidan Nezalezhnosti großzügig verteilten Kekse mit dem Geschmack der Freiheit an den Westen verkauft haben, weil sie die ihnen fremden westlichen Werte ablehnen, weil sie versuchen, die russische Weltsicht zu bewahren, weil sie sich an die Heldentaten ihrer Vorfahren, die den Nazismus besiegt haben, erinnern und sie ehren, weil sie nicht zulassen wollen, dass die Nazis ihr Land wieder betreten, weil sie an eine gute Zukunft in einem Bündnis mit Russland glauben.

Gleichzeitig zieht es EU-Europa vor, das gelegentlich und eher sparsam seine Besorgnis über die tragischen Ereignisse im Donbass zum Ausdruck bringt, geflissentlich oder skrupellos die Tatsache zu übersehen, dass die Aktionen der ukrainischen Straftruppen nicht nur die Bewohner der Region teuer, sehr teuer zu stehen kommen.

Warum?  Nicht nur Zivilisten und ihre Häuser sind dem massiven Artilleriebeschuss ausgesetzt, was gemäß Minsker Vereinbarungen verboten ist, sondern auch Infrastruktureinrichtungen, darunter Unternehmen mit gefährlichen laufenden oder konservierten Produktionsanlagen.

Und  angesichts der Tatsache, dass der Donbass eine der mächtigsten Industrieregionen der Ukraine ist, auf deren Gebiet sich vor Beginn der Feindseligkeiten in 2014 über viertausend Industrieunternehmen befanden, darunter viele mit gefährlichen Produktionsanlagen wie z.B. der Chemiekonzern Stirol in Horliwka, das Phenolwerk in Nowhorodsk, das Sprengstoffwerk in Rubischne, wo auch hochexplosiver Raketentreibstoff gelagert wird, das so genannte „nukleare“ Bergwerk „Yunyi Kommunar“, verschiedene Lager für Erdölprodukte, Ammoniak- und Chlorpipelines von Chemiewerken, Wasseranlagen, in denen Produktionsabfälle gesammelt wurden, u.a. Die Zerstörung dieser Anlagen durch Beschuss mit schwerer Artillerie durch die ukrainischen Streitkräfte könnte schlimme Folgen für die Umwelt nicht nur in der Ukraine, sondern auch für Europa haben.

Seit 2014 ist Horlivka einer der heißesten Punkte in der „Donezker Volksrepublik“ (DNR), weil er sehr häufig beschossen wird. Hier befindet sich der STIROL-Konzern, einst größter Mineraldüngerhersteller in der Ukraine. Vor Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen im Jahre 2014 produzierte das Unternehmen organische Syntheseprodukte, Stickstoffdünger, Säuren, Salze und Pharmazeutika. Die meisten Produkte wurden in 50 Länder der Welt exportiert, aber aufgrund der Nähe zur Frontlinie und der Angst vor Beschuss wurde der Betrieb von Stirol eingestellt, um eine von Menschen verursachte Katastrophe zu vermeiden.

Laut Konzernsprecher Pavel Brykov könnte der minimale Wirkungsradius einer Werkszerstörung bis zu 300 km betragen und weite Flussareale im Umland bis hin zum Asowschen Meer mit technogenen Schadstoffen belasten.

Ein weiterer Ort der ökologischen Gefährdung auf der Landkarte der Ostukraine ist das Bergwerk „Yunyi Kommunar“ („Yunkom“), das sich in der Stadt Yunokommunarovsk (nicht weit von Yenakievo) befindet. Dieser Bergbaubetrieb ist berühmt-berüchtigt, weil im September 1979 in einer Tiefe von ca. 900 Metern eine nukleare Explosion mit einer Sprengkraft von ca. 0,3 Kilotonnen TNT-Äquivalent vorgenommen wurde. Auf diese Weise erhofften die Branchenexperten, das Problem der Gasverunreinigung in den Grubenbauwerken zu lösen und damit die Unfallrate in der Anlage zu senken.

Durch die Explosion entstand eine Kapsel (genannt „Cleavage -Objekt“), deren Wände zu Glas geschmolzen waren und in der sich Wasser mit radioaktivem Strontium und Cäsium ansammelte. Der gesamte Bereich wurde massiv gesichert: Die Durchgänge dorthin wurden mit Betonstürzen zugemauert, der an die Ladekammer angrenzende Aushubbereich wurde komplett mit Beton abgedichtet.  Die Anlage selbst wurde 2002 geschlossen, aber die Umweltgefährdung des Cleavage-Objektes besteht bis heute.

Nach 2014 brachten die Sicherheitsprobleme des „gefährlichen Erbes“ die Behörden der Republik in eine sehr schwierige Lage. Vor 2014 wurden die Kosten für die Instandhaltung der stillgelegten Mine auf 5 Millionen Dollar pro Jahr geschätzt. Da es erforderlich ist, den technischen Zustand der Betriebe mit erhöhtem Gefährdungspotenzial ständig zu kontrollieren und zu überwachen, sind regelmäßige Audits und Inspektionen der Anlagen durch Spezialisten notwendig, was die Bereitstellung zusätzlicher Finanzen erfordert. Unter den Bedingungen des Kriegsrechts und einer Wirtschaftsblockade durch Kiew kann die DNR eine solche wirtschaftliche Belastung nicht tragen. Kiew hingegen hat sich komplett aus seinen Verpflichtungen verabschiedet und versucht, das Problem zu vertuschen. Traditionell schiebt es die gesamte Verantwortung für die möglichen Folgen auf Russland, dessen Hilfe ausschließlich als Einmischung in die Angelegenheiten der Ukraine deklariert und aus politischen Gründen abgelehnt wird.

Allerdings wurde die Frage der Sicherheit des Unternehmens besonders akut, nachdem die ukrainische Armee begann, Yunokomunarivsk mit schwerer Artillerie zu beschießen. Granaten schlugen auch in der Nähe der „nuklearen Mine“ ein. Bis jetzt ist noch nicht bekannt, wie sich die Explosionen auf die Stabilität der Betonstürze auswirkten.

Natürlich sind sich die Behörden in Kiew der Folgen von „zufälligen“ Treffern durch großkalibrige Artilleriegranaten, die von der ukrainischen Armee auf gefährliche Unternehmen abgefeuert werden, durchaus bewusst. Nicht umsonst erinnern Vertreter der „Kriegspartei“ die Bevölkerung des Donbass von Zeit zu Zeit daran, dass die ukrainische Regierung bereit ist, im Falle eines Scheiterns ihrer Politik der Rückholung der aufständischen Gebiete unter ukrainische Kontrolle im Donbass ein neues Tschernobyl zu arrangieren, indem sie ihn in eine „tote Zone“ verwandelt.

Heute erlebt der Donbass nach einem kurzen Waffenstillstand eine weitere Runde der Konflikteskalation, und wieder schlagen ukrainische Granaten in Gorlowka/Horlivka und anderen Orten der „Luhansker Volksrepublik“ (LNR) ein, was bedeutet, dass die Sicherheit von in Betrieb befindlichen und konservierten gefährlichen Produktionsanlagen und Deponien für gefährliche chemische Abfälle wieder ein akutes Tagesthema geworden ist. Schließlich weiß niemand, wo morgen wieder eine von den ukrainischen Streitkräften „versehentlich“ abgefeuerte großkalibrige Granate landen wird: in einem Wohnhaus, einer Schule, einem Kindergarten oder in „Stirol“.