Bei einer großen Demo von Querdenkern und anderen Organisatoren in Berlin im August 2020 kam es zum „Sturm auf den Reichstag“. „Da bleiben bis heute viele Fragen unbeantwortet“, bezieht sich Bittner auf sein Buch.
Für ihn war dieses Ereignis eine typische „False Flag“-Operation, eine Aktion unter falscher Flagge. „Eine kleinere Anzahl von Demonstranten hatte sich auf die Stufen des Parlamentsgebäudes gestellt und unter anderem Reichsfahnen geschwenkt.“ Laut ihm war den Demonstranten genehmigt worden, unmittelbar vor dem Reichstag eine Bühne aufzubauen. Regierung und Medien nahmen den Vorfall, „bei dem nichts weiter passierte“, zum Anlass, darüber in scharfer Weise zu berichten, erinnerte er. So konnten sie von großen Demonstrationen in Berlin, Leipzig, Konstanz und anderswo sowie weiteren kritischen Fragen zur Anti-Corona-Politik ablenken, glaubt Bittner.
„Zur gleichen Zeit, und das finde ich bezeichnend“, stellte Bittner einen Vergleich an, „ermutigten Politiker und Journalisten die Demonstranten in Weißrussland und forderten für Belarus einen Regime-Wechsel.“ Diese Doppelmoral prangere er an. „Man ist hier immer für die Freiheit woanders. Die Empörungswelle wegen dieses angeblichen Sturms auf den Reichstag verlagerte sich abrupt, als der Fall Nawalny in die Schlagzeilen kam. Eine weitere dubiose Geschichte. Das alles ist doch sehr durchsichtig.“
Mit Blick auf die kommende Bundestagswahl im September erwartet der Autor „keine grundlegenden Änderungen in der Außen- und Innenpolitik“, wie er abschließend kritisch anmerkte. SPD-Kanzlerkandidat und Finanzminister Olaf Scholz werde die Wahl wohl kaum gewinnen, CDU-Chef Armin Laschet als möglicher Wahlsieger die Linie seiner Vorgängerin fortsetzen, und „leider ist es der Partei Die Linke, die aus meiner Sicht sehr vernünftige Ansätze hat, bisher nicht gelungen, eine echte Alternative für die Menschen zu sein, die mit den Verhältnissen unzufrieden sind“.
Bei der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock finde er es erstaunlich, dass „eine so unbedarfte Politikerin überhaupt aufgestellt wird“. Ihre anti-russische Haltung würde das ohnehin angespannte Verhältnis Berlin-Moskau nur noch weiter verschlechtern, mahnt der Buchautor. All diese Kandidaten und deren Parteien hätten sowieso zu enge Bindungen an transatlantische Netzwerke, wie er im ersten Teil des SNA-Gesprächs deutlich klarstellte und kritisierte.