Ist der Ruf erst ruiniert … Wir kennen das. Doch bei der Betrachtung der Leistung unserer „Qualitätsmedien“ ist die Sache so einfach nicht. Denn sie nehmen ihre ureigene Aufgabe nicht einfach nur nicht mehr wahr, sondern haben jede Grenze zur Realität aus dem Fokus verloren. Und auf ihren Tastaturen klebt Blut.

Häme und Spaß sind normalerweise nichts, was im Sinne von Medien sein kann, die in der öffentlichen Darstellung hohe Ansprüche an ihre Arbeit formulieren. Spaß und Häme sind gewissermaßen die Höchststrafe, denn beides transportiert vor allem eines: Missachtung. Auch aus diesem Grund müsste Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) längst ihre Koffer gepackt und ein Ziel in mehreren 100.000 Kilometern Entfernung angepeilt haben. Kritik an außenpolitischen Entscheidungen ist das eine, jeder Außenpolitiker muss damit leben. Doch stattdessen das Wahlvolk zu hören, wie es sich die Frage stellt, ob eine Politikerin wirklich so dumm ist, wie es scheint oder vielleicht auch nicht, ist ein politisches Todesurteil. Oder besser: wäre ein solches Urteil, wenn es kombiniert würde mit dem Urteilsvermögen der betroffenen Person.

Wie inzwischen vermutlich die ganze Welt weiß, ist das Urteilsvermögen in dieser Sache bei Baerbock so ausgeprägt wie die Einsicht des deutschen Wirtschaftsministers, dass er nicht vom Fach ist und sich besser an Kinderbüchern über ungefährliche Themen widmen sollte: gar nicht.

Und die Medien? Sie lassen keine Gelegenheit aus, um sich zu blamieren, durch unsaubere Recherche aufzufallen und sich alles aufs Brot schmieren zu lassen, was US-amerikanische und deutsche Polit-Bäcker gerade am Frühstücksmesser kleben haben. All diese Peinlichkeiten auf fehlende Professionalität zurückzuführen, wäre allerdings ein grober Fehler.

Medienarbeit: Läuft (wie) geschmiert

Natürlich ist etwas dran: Ein Großteil der deutschen Journalisten der „Qualitätsmedien“ steht finanziell in der Karriere gut da und kann so gesehen gepflegt auf den eigenen Ruf pfeifen. Ohne Namen zu nennen, kann man sicher sagen, dass die Berliner Hauptstadtjournalisten Wange an Wange mit denen stehen, die sie eigentlich überwachen, kontrollieren und mit ihren Recherchen konfrontieren sollten. Wenn beispielsweise ein Politiker der Koalition und ein Journalist des „Berliner Kreises“ (der muss auch nicht unbedingt aus Berlin kommen) in einer Talkshow zusammensitzen, merkt man als Außenstehender sofort, dass sich da zwei prima verstehen.

Dass Journalisten auch geschmiert und mit attraktiven Posten und Funktionen oder Aufstiegsmöglichkeiten verwöhnt werden, sollte klar sein. Die Grenze zwischen Bestechung und Anreizen ist hier fließend und wohl nur in den seltensten Fällen nachzuweisen, zumal da zwei oder mehr Krähen kuscheln, die sich eher die eigene Hand ab- als das Auge der anderen aushacken würden. Das ist die übliche Gier des Systems, das entweder die „schöne neue Welt“ oder „1984“ bietet. Die wenigsten Journalisten beschäftigen sich mit der dritten Wahlmöglichkeit: der Unabhängigkeit. Man könnte jetzt noch Begriffe wie Ehre, Berufsethos oder Aufrichtigkeit einbringen, aber wir wollen doch bitte realistisch bleiben.

Natürlich ist das Problem größer. Die braven Journalisten stehen am Ende der Nahrungskette der Medienkonzerne, der Geldgeber, der Internetkonzerne, der Werbekunden und eben auch der Politiker. Zwar hat die Corona-Episode gezeigt, dass es sogar oft die Journalisten waren, die die Politiker zu immer strengeren und umfassenderen Maßnahmen regelrecht vor sich hergetrieben haben. Doch auch hier arbeiteten die „Krähen“ auf Augenhöhe und taten sich gegenseitig die Gefallen, die die Konstruktion aufrecht stehen blieben ließ. Mal wurde in die eine Richtung gekräht, mal in die andere. Unterm Strich blieb eine desaströse und zutiefst undemokratische Politik übrig. Ohne die willfährige Unterstützung der Medien wäre das, was wir drei Jahre lang an Totalitarismus erlebt haben (und noch immer erleben), einfach nicht denkbar gewesen.

Und damit sind wir beim eigentlichen Punkt der Journalismuskritik.

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