Gastbeitrag von Patrick Poppel (Russlandexperte, geopolitischer Analyst und Vertreter der Republik Südossetien)

 

In Zeiten der völligen Abkehr, wie auch der rigiden Sanktionen der europäischen Politik in den Beziehungen zu Russland, sowie einer neuen Ausrichtung der ökonomischen Beziehungen, sollte man jedoch eine Frage in den Raum stellen: „was, wenn es langfristig nicht ohne Russland als Partner geht?“

Diese Frage sollten wir uns nicht nur in Bezug auf die Energieversorgung und die Handelsbeziehungen stellen, sondern auch im Bereich der Sicherheitspolitik. In Zukunft könnte es zu massiven geopolitischen Veränderungen kommen, welche für uns in Europa eine Partnerschaft mit Russland alternativlos machen könnten.

Denken wir nur an die aktuellen Entwicklungen in Asien. Auch im Hinblick auf den, vor allem ökonomischen „Höhenflug“ Chinas auf dem Weltmarkt und der nicht absehbaren Entwicklung Indiens.

Ein möglicher Weise aufkeimender militärischer Konflikt im Ostchinesischen Meer, sollte in diese Betrachtung zweifellos ebenfalls einbezogen werden.

Besonders in Krisenzeiten ist es nötig Gesprächskanäle für die Zukunft offen zu halten und genau das tun unsere Politiker leider nicht.

Ich sehe dunkle Zeiten auf Europa zukommen, da wir uns über Jahrzehnte zu sehr von den USA abhängig gemacht haben.

Es ist jedoch fahrlässig zu glauben, dass Washington weiterhin das unipolare Machtzentrum der Welt ist oder sein wird. Die Welt hat sich längst verändert, aber Europa hat das verschlafen.

Es wird eine Zeit nach dem Konflikt in der Ukraine geben, aber darauf ist Europa in keinster Weise vorbereitet.

Die Europäer kennen ihre eigene Geschichte nicht mehr und können daher auch nicht in die Zukunft blicken.

Wie ein unmündiges Kind hat sich Europa von den USA an der Hand nehmen lassen, so dass wir unsere Zukunft nicht mehr selbst bestimmen.

Am Gängelband der transatlantischen, einstigen „Weltenlenker“ haben wir unsere eigenständigen, europäischen Denk-und Analysefähigkeiten eingebüßt.

Somit haben wir auch die historische wie kulturelle Betrachtung samt „Sprach-Durchmischung“, von jenseits des Atlantiks „willenlos“ übernommen.

Dies könnte uns nun allerdings daran hindern, einen Ausweg aus der, nicht mehr weg zu leugnenden Misere der derzeitigen, wie auch der „Nach-Ukraine-Konflikt-Ära“ zu definieren oder gar zu finden.

In der derzeitigen europäischen Politik existieren keinerlei Strategien für die „Zeit danach“, der Bürger wird daher wohl angehalten sein, sich selbst Gedanken und Szenarien für die Zeit danach zu „entwerfen“.

Prosaisch formuliert ist es doch die Sonne, als lebensspendende Kraft, die im Osten aufgeht, im Westen allerdings da geht sie unter.

Quelle: https://unser-mitteleuropa.com/der-ukraine-konflikt-und-einige-gedanken-ueber-die-zeit-danach/